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Proteste in Berlin zum Abschluss der Kohlekommission (Foto: Jörg Farys)
(30. Januar 2019) Jeden Freitag gehen deutschlandweit Schülerinnen und Schüler für eine ambitioniertere Klimapolitik auf die Straße. Statt im Unterricht treffen sie sich seit November unter dem Motto „Fridays For Future“ (Freitags für die Zukunft) zu Demonstrationen. Mit ihrem regelmäßigen Schulstreiks inspirierte die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg weltweit zahlreiche Jugendliche, es ihr gleich zu tun. Seitdem ist #FridaysForFuture zu einer weltweiten Bewegung geworden. In Brüssel protestierten in der letzten Woche 32.000 Jugendliche. Und in Berlin setzten Tausende zur letzten Sitzung der Kohlekommission ein starkes Zeichen für einen schnellen Kohleausstieg.
In unserem Interview erklärt Ragna Diederichs, Schülerin am Hainberg-Gymnasium in Göttingen, was die wachsende Bewegung antreibt und wie es mit den Protesten weitergeht:
Ich sag es mal so: Was bringt ein gutes Endjahreszeugnis oder ein guter Abschluss, wenn man für eine Zukunft lernt, die es so wahrscheinlich gar nicht geben wird? Für mich ist es absurd, mich an Regeln zu halten, wenn gerade meine Zukunft verspielt wird. Ich sehe nicht ein, da einfach tatenlos zuzuschauen. So geht es momentan Tausenden von Jugendlichen. Wir müssen jetzt handeln, um noch eine Zukunft zu haben. Wir wollen mit unseren Forderungen gesehen werden und deshalb streiken wir.
Ragna Diederichs ist seit Mitte Dezember bei #FridaysForFuture aktiv. Am Hainberg-Gymnasium in Göttingen besucht sie die 12. Klasse und macht im Frühling ihr Abitur. (Foto: R. Diederichs/ privat)
Ich wünsche mir einfach eine Zukunft, in der wir alle gut und zusammen leben können – damit meine ich nicht nur uns hier in Deutschland, sondern uns als Menschheit . Ich wünsche mir sehr, dass es uns allen möglich ist – mir und folgenden Generationen.
Nein, überhaupt nicht. Die Ergebnisse der Kommission reichen nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Deshalb werden wir weiterhin fordern, diesem Ziel gerecht zu werden. Dafür braucht es Klimaschutz in allen Bereichen. Politik und Gesellschaft müssen jetzt endlich handeln!
Unsere Generation kann sich mit vielen Aktivitäten nicht so ganz identifizieren, ist aber total vom Klimawandel betroffen. Jetzt wo wir das selber organisieren, ist es viel einfacher mitzumachen. Das finde ich sehr, sehr stark und cool.
Das ist tatsächlich ziemlich simpel. Wir organisieren uns lokal über WhatsApp-Gruppen. Darüber hinaus stehen Delegierte der verschiedenen Städte im wöchentlichen Austausch. Derzeit gibt es unglaubliche 121 Ortsgruppen! Durch den Austausch wurde es zum Beispiel möglich, dass wir am letzten Freitag gemeinsam in Berlin und am 18. Januar zeitgleich gestreikt haben. Auch international vernetzen wir uns. Schulstreiks gibt es zurzeit weltweit in über 20 Ländern.
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass das 1,5-Grad-Ziel eingehalten wird. Wir werden solange streiken, bis die Politik endlich handelt und uns eine lebenswerte Zukunft ermöglicht. Ich wurde schon öfter gefragt: Was denkst Du, werden sich jetzt an den Streiks weniger beteiligen? Das glaube ich aber überhaupt nicht. Es besteht gerade so ein Wille, diese Bewegung aufrechtzuerhalten und jeden Freitag zu streiken. Wir wechseln uns mit der Orga ab, damit das nicht zu viel wird für einige. Es ist so cool, wie viele sich da einbringen wollen. Am 15. März streiken Schülerinnen und Schüler weltweit. Und bis dahin werden wir in Deutschland jeden Freitag präsent sein. Das ist der Plan und ich halte das auch für ziemlich realistisch.
Wir brauchen ganz viel Aufmerksamkeit! Je mehr junge Menschen mit uns streiken und es an ihre Freundinnen und Freunde und auch in der Familie weitergeben, desto besser. Und es ist wichtig, wenn Menschen ihre Zustimmung zu unseren Forderungen auch öffentlich zeigen. Darüber hinaus brauchen wir aber auch Material und Geld – zum Beispiel für unsere Webseite, die wir ja selber machen. Momentan richten wir eine Möglichkeit ein, wie online für uns gespendet werden kann.
Viele Lehrkräfte waren und sind begeistert, dass wir uns so einsetzen. Auch weil sie es als ihre pädagogische Aufgabe sehen, uns dazu zu erziehen, unsere demokratischen Rechte wahrzunehmen. Und weil sie uns gebildet haben, was der Klimawandel ist. Das wir uns jetzt politisch dagegen engagieren, ist für viele von ihnen ein Erfolg.
Hintergrundinformationen:
Webseite von "Fridays for Future – Gemeinsam gegen den Klimawandel"
Ende Januar legte die Kohlekommission ihre Ergebnisse vor: Bis 2038 soll Deutschland aus der Kohle aussteigen. Damit würde die Bundesregierung ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Klima-Abkommen meilenweit verfehlen. Unsere Bewertung
Mit den Mitteln der direkten Demokratie können wir auf kommunaler Ebene selbst den Kohleausstieg beschließen. Wie das geht, haben wir in München vorgemacht: Mit einem Bürgerentscheid haben wir erreicht, dass das städtische Steinkohlekraftwerk 2022 abgeschaltet wird. Wo und wie Bürgerinitiativen weiteren Kohlekraftwerken den Stecker ziehen können, steht in unserem Leitfaden „Klimawende von unten“, der unter www.klimawende.org bestellt werden kann.