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Passivsammler an Baum im Buchenwald Grumsin, einer Kernzone des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin in Brandenburg. Aufstellung durch das Umweltinstitut München, 2018.
(09.06.2022) Dass sich Ackergifte kilometerweit durch die Luft verbreiten, konnten wir mit einer deutschlandweiten Studie bereits belegen. Auch im und um das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin konnten wir in einer Untersuchung Rückstände von Pestiziden in der Luft nachweisen. Das Biosphärenreservat beheimatet streng geschützte und artenreiche Lebensräume. Um das Artensterben aufzuhalten, müssen solche Schutzgebiete auch vor dem Einfluss von Pestiziden sicher sein.
Für unsere Untersuchung standen in den Landkreisen Barnim und Uckermark in Brandenburg für die Dauer von einem Jahr (von September 2018 bis September 2019) an vier Standorten sogenannte Passivsammler sowohl innerhalb des Biosphärenreservats als auch auf daran angrenzenden Flächen. Direkt angrenzend an das Biosphärenreservat findet intensiver konventioneller Ackerbau statt. Und auch im Biosphärenreservat selbst wird Ackerbau betrieben, auf etwa einem Viertel der Gesamtfläche. Etwa ein Drittel davon sind ökologisch bewirtschaftete Ackerflächen. Von den 26 Stoffen, nach denen wir gesucht haben, konnten in den Sammelmedien neun verschiedene Pestizidwirkstoffe und ein Abbauprodukt nachgewiesen werden.
Schematische Darstellung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin mit den Standorten der Passivsammler und unter Angabe der Anzahl der gefundenen Pestizidwirkstoffe bzw. Abbauprodukte.
Standort A = Kleiner Rummelsberg / Landschaftsschutzgebiet
Standort B = Buchenwald Grumsin / Kernzone Biosphärenreservat
Standort C = Naturkostladen Wildblume / Angermünde
Standort D = Lüdersdorf / umgeben von Intensivlandwirtschaft
Dass sich Ackergifte kilometerweit durch die Luft verbreiten, hat unsere deutschlandweite Studie bereits belegt. Mensch und Umwelt sind diesen sich unkontrolliert ausbreitenden Stoffen ständig ausgesetzt. Und sogar in ausgewiesenen Schutzzonen ist die Natur nicht vor deren Einfluss sicher.
Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wie es zu der starken Verbreitung von Pestizidwirkstoffen kommt. Beim Zulassungsverfahren von Pestizidwirkstoffen auf EU-Ebene und bei der Zulassung der einzelnen Mittel auf nationaler Ebene wird bisher nicht ausreichend berücksichtigt, wie weit sich Wirkstoffe unter realen Bedingungen tatsächlich verbreiten.
Bei der Zulassung von Pestiziden wird die gängige Praxis kaum beachtet: Landwirt:innen bringen pro Spritzvorgang mehrere Pestizide gleichzeitig aus oder spritzen kurz hintereinander. Wenn verschiedene Wirkstoffe oder Spritzmittel miteinander vermischt werden, kann dies die Wirkung der Stoffe beeinflussen. Sie kann sich etwa verstärken, oder es ergeben sich völlig neue und unvorhersehbare Auswirkungen.
Es gibt kein systematisches Monitoring von Pestiziden in der Luft. Infolgedessen gibt es keine offiziellen Daten zu dem Problem.
Mit unserer Untersuchung konnten wir Pestizidwirkstoffe in einer Kernzone eines Biosphärenreservats nachweisen. Die Natur sollte an solchen Orten im Sinne des Erhalts der Artenvielfalt vor menschlichen Eingriffen geschützt sein. Um diesen Schutz zu gewährleisten, muss die Politik sofort Maßnahmen ergreifen: Das Ausbringen von Pestiziden in Schutzgebieten muss grundsätzlich verboten werden. Außerdem müssen pestizidfreie Pufferzonen rund um Schutzgebiete geschaffen werden, die verhindern, dass die Pestizide in sensible Lebensräume eindringen können.
Der Brandenburger Landtag diskutiert derzeit Gesetzesänderungen, die den Einsatz von Pestiziden in Naturschutz- und FFH-Gebieten sowie an Gewässerrandstreifen verbieten sollen. Vielen Menschen in Brandenburg ist die Artenvielfalt ein großes Anliegen: Die Vorschläge für die Gesetzesänderungen sind ein Ergebnis der erfolgreichen Volksinitiative „Artenvielfalt retten - Zukunft sichern“, die sich dafür einsetzt, dass Brandenburgs einzigartige Kulturlandschaft geschützt und naturnahe Landwirtschaft stärker gefördert wird.
Wir empfehlen dem Brandenburger Landtag dringend, unsere neuen Erkenntnisse in die Verhandlungen einfließen zu lassen und unsere daraus resultierenden Forderungen nach einem Pestizidverbot in Schutzgebieten und Pufferzonen umzusetzen.
Seit 1986 betreiben wir unabhängige Forschung, um die Belastung von Mensch und Umwelt aufzuzeigen und daraus politische Forderungen abzuleiten. Forschungsprojekte wie unsere Pestizidmessungen kosten viel Geld und Arbeitskraft. Ihre Beiträge und Spenden machen diese wichtige Arbeit erst möglich.
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Ackergifte? Nein Danke!
Die Aufkleber zur Kampagne für eine giftfreie Landwirtschaft.
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Stummer Frühling
Wie wir das Bienensterben verhindern können
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Pestizide
Welche Gefahren von Pestiziden für Mensch und Umwelt ausgehen, erfahren Sie in diesem Flyer.
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Ackergifte? Bei Euch piept's wohl!
Aufkleber gegen Artenschwund durch Pestizide.
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