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Kartoffeln und Nitrat
Die Kartoffel, auch Erdapfel genannt oder Solanum tuberosum, wurde im 16. Jahrhundert aus Peru nach Europa importiert. Nachdem dieses Nachtschattengewächs zuerst als Rarität betrachtet wurde, erwachte erst Mitte des 18. Jahrhunderts das Bewusstsein, dass die Kartoffelknolle ein ausgezeichnetes Volksnahrungsmittel ist.
Die Kartoffel ist nahrhaft, reich an Vitaminen und Mineralien und schnell und leicht zu verwerten. Ohne aufwendige Vorbearbeitung kann die Kartoffel frisch aus der Erde gleich in der Küche zubereitet werden. Gekocht oder gebraten, als Brei, Suppe, Auflauf oder Salat, fast unbegrenzt sind die Zubereitungsmöglichkeiten. Die Kartoffel ist nicht mehr aus der Küche wegzudenken.
Kartoffeln sind keine Nitratspeicher wie z.B. Rettich, Kopfsalat, rote Beete oder Spinat. Dennoch kann der Nitratgehalt durch u.a. hohe Düngergaben zunehmen. Da Kartoffeln bei vielen VerbraucherInnen sehr häufig und in relativ großen Mengen auf dem Speiseplan stehen, kann dieses Nahrungsmittel zur täglichen Nitrataufnahme erheblich beitragen. Ein niedriger Nitratgehalt ist aus Sicht der gesundheitlichen Vorsorge wünschenswert.
Nitrat kann im Körper unter bestimmten Bedingungen in Nitrit umgewandelt werden und zusammen mit Eiweißbestandteilen der Nahrung krebserzeugende Nitrosamine bilden.
Weil die Kartoffel ein wichtiges Nahrungsmittel ist, hat das Umweltinstitut München e.V. verschiedene Kartoffelsorten auf Nitrat untersucht.
Zum Vergleich der Nitratgehalte der verschiedenen Anbauverfahren wurden, wie bei früheren Nitratuntersuchungen verschiedener Gemüsesorten, Kartoffelstichproben aus biologischem und konventionellem Anbau genommen. Die Proben stammen aus München und dem Umland. Alle untersuchten Kartoffeln wurden in Deutschand angebaut.
Für Kartoffeln gibt es in der BRD keinen Richt- oder Grenzwert. Diätetische Lebensmittel (darunter fällt auch Babynahrung) dürfen maximal 250 mg/kg Nitrat enthalten. Für Trinkwasser ist ein Grenzwert von 50 mg/Liter festgelegt (Deutsche Trinkwasserverordnung). Der EU-Nitratrichtwert für Trinkwasser ist 25 mg/Liter. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat eine maximal duldbare Nitrataufnahme von 3,65 Milligramm (mg) pro Kilogramm (kg) Körpergewicht und Tag festgelegt.
Konventionell | ||
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Sorte | gekauft bei | mg/kg |
Agria | Pasinger Markt | 50 |
Bamberger Hörndl | Viktualienmarkt | 215 |
Christa | Plus | 175 |
Christa | Viktualienmarkt | 250 |
Cilena | HL-Markt | 105 |
Desiree | Pasinger Markt | 90 |
Irmgard | Viktualienmarkt * | 315 |
Marlena | Tengelmann | 250 |
Siglinde | Pasinger Markt | 105 |
Siglinde | Gemüsegeschäft Haar | 195 |
Siglinde | Viktualienmarkt * | 210 |
Siglinde | Viktualienmarkt | 180 |
Saturna | Pennymarkt | 95 |
Quarta | Plus | 80 |
Mittelwert 165 mg/kg |
Biologisch | ||
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Sorte | gekauft bei | mg/kg |
Agria | Moosburg ab Hof | 70 |
Aula | Höhenkirchen ab Hof | 70 |
Desiree | Viktualienmarkt | 75 |
Irmgard | Vitalia | 90 |
Linda | Viktualienmarkt | 120 |
Marabel | Tengelmann (Naturkind) | 55 |
Molli | HL-Markt (Biolandhof Huber) | 100 |
Nicola | Moosburg ab Hof | 100 |
Raja | Moosburg ab Hof | 80 |
Selma | Höhenkirchen ab Hof | 65 |
Quarta | Höhenkirchen ab Hof | 70 |
Mittelwert 82 mg/kg |
Die Messungen erfolgten mit einem semiquantitativen Enzymtest. Alle Zahlen-Angaben: Milligramm Nitrat pro Kilogramm Kartoffeln (mit Schale). *: aus eigenem Anbau
Die Nitratgehalte der konventionell angebauten Kartoffeln sind sehr unterschiedlich. Die Spannweite der Konzentrationen liegt zwischen 50 und 315 mg/kg. Der mittlere Nitratgehalt ist 165 mg/kg.
Die biologisch Angebauten enthalten Nitratkonzentrationen zwischen 55 und 120 mg/kg, der mittlere Nitratgehalt ist 82 mg/kg. Damit enthalten in dieser Testreihe die biologisch angebauten Kartoffeln die Hälfte weniger Nitrat als die konventionellen Waren.
Die konventionell angebauten Kartoffelsorten Agria, Desiree und Siglinde, auf dem Pasinger Markt eingekauft, sind Produkte des gleichen Landwirtes und enthalten im Vergleich mit den meisten anderen konventionell angebauten Kartoffeln wenig Nitrat (50, 90 und 105 mg/kg). Möglicherweise wurde hier weniger intensiv gedüngt. Demgegenüber sind die Kartoffelsorten Irmgard und Siglinde aus eigenem Anbau, am Viktualienmarkt gekauft, relativ hoch mit Nitrat belastet (315 und 210 mg/kg).
Diese Testreihe zeigt, dass das Anbauverfahren die Nitratgehalte der Kartoffeln deutlich beeinflusst. Kartoffeln aus biologischem Anbau enthalten im Schnitt die Hälfte weniger als konventionell angebaute.
Zur Reduzierung der Nitrataufnahme sind Kartoffeln aus biologischem Anbau zu bevorzugen, besonders für die Herstellung von Babynahrung-, Kleinkinder- und Kindernahrung.
Aus dieser Untersuchungsreihe ist keine Schlussfolgerung über den Einfluss der Kartoffelsorte auf den Nitratgehalt zu ziehen.