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Wieviel "Bio" steckt da drin? Darüber kann nur ein Zertifikat Auskunft geben.
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Die Begriffe "Bio", "Öko" und "aus kontrolliert biologischem Anbau" (kbA) sind nur für die Produktion der Rohfaser, wie Baumwolle, Hanf oder Schafswolle, rechtlich geschützt. Einen einheitlichen Standard für die Kleidung, die daraus gemacht wird, gibt es nicht. Mittlerweile gibt es über 100 verschiedene mehr oder weniger seriöse Label für Textilien. Da kann es schnell passieren, dass man mit den besten Absichten zu einem vermeintlichen Bio-Shirt greift, das nur zu 20 Prozent aus biologischer Baumwolle besteht und mit giftigen Chemikalien behandelt wurde.
Wir haben ein paar Einkaufstipps für Sie zusammengestellt, mit denen Sie leicht an Ihr ökofaires Kleidungsstück kommen:
Immer mehr internationale Handelsketten bieten Bio-Textilien an. Doch die Moderiesen führen fast ausschließlich Produkte mit herstellereigenen Labels. Bei diesen sollten die Verbraucher:innen genau nachfragen, welche ökologischen und sozialen Standards sich dahinter verbergen und wie deren Einhaltung überprüft wird. Auch bei Kleidung, die mit "Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau" (KbA) beworben wird, muss man genau hinsehen. Zwar ist der Begriff geschützt und darf nur für Fasern verwendet werden, die nach der EU-Öko-Verordnung produziert wurden. Doch wie viel von diesen Bio-Fasern tatsächlich im T-Shirt stecken, ist nicht geregelt. So kann es durchaus vorkommen, dass das vermeintliche Öko-T-Shirt zu 20 Prozent aus Bio-Baumwolle und zu 80 Prozent aus konventionellen Fasern besteht. Wie die tatsächliche Zusammensetzung der Rohstoffe ist, können Konsument:innen leicht auf dem Etikett am Kleidungsstück nachprüfen.
Letztendlich sollten Sie so oft wie möglich kleine, motivierte und innovative Labels, die grüne Mode aus Überzeugung anbieten, unterstützen. Denn genau diese Überzeugungstäter:innen sind die Speerspitze der grünen Bewegung. Sie leisten wertvolle Pionierarbeit und bewirken, dass sich die Branche weiterentwickelt. Die großen Handelsketten springen letztlich nur auf den Zug auf, wenn dieser bereits an Fahrt gewonnen hat.
Im Folgenden stellen wir Ihnen vier vertrauenswürdige Label mit relativ hohen ökologischen und/oder sozialen Standards vor.
Eine gute Übersicht mit noch mehr Textilssiegeln und ihren jeweiligen Anforderungen finden Sie in unserem Slow Fashion Ratgeber.
Global Organic Textile Standard (GOTS)
FAIRTRADE-Produkt-Siegel für Baumwolle
Kontrolliert biologischer Anbau (KbA) und kontrolliert biologische Tierhaltung (KbT)
Zertifikat Naturtextil Best
Die bekanntesten und bislang strengsten und umfassendsten Öko-Siegel GOTS und Naturtextil beziehen sich nur auf Naturfasern, wie Baumwolle, Wolle und Seide. Eine Ausweitung der Siegel auf synthetische Fasern ist nicht absehbar. Zu groß sind die Gräben zwischen Befürworter:innen und generellen Gegner:innen von Kleidung aus Synthetik.
Doch auch in der Kunststoffwelt gibt es Bemühungen, die Produktion von Kleidung menschen- und umweltfreundlicher zu gestalten. Die schweizerisch-deutsche Firma Bluesign hat einen unabhängigen und hohen Standard für Synthetikkleidung entwickelt. Dieser umfasst sowohl ökologische, als auch soziale Gesichtspunkte, wie zum Beispiel strenge Grenzwerte und Einschränkungen für eingesetzte chemische Stoffe, Auflagen zur Filterung von Abwasser und Abluft in den Produktionsstätten sowie Standards zur Sicherheit der Arbeiter:innen.
Beide Faserarten haben aus ökologischer Sicht Vor- und Nachteile.
Natürliche Fasern, wie Baumwolle oder Schafwolle, sind nachwachsende Rohstoffe und werden in der Natur vollständig abgebaut. Doch für ihre Produktion werden Acker- und Weideland und Wasser benötigt. Gerade die anspruchsvolle Baumwolle braucht fruchtbaren Boden und viel Wasser. Außerdem kommen im konventionellen Anbau viele Pestizide und Düngemittel zum Einsatz, die ebenfalls die Ökobilanz von Naturfasern verschlechtert.
Für die Herstellung von synthetischen Fasern wird kein Acker- und Weideland benötigt und es werden keine Pestizide und Düngemittel eingesetzt. Doch synthetische Fasern werden aus nicht nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Erdöl hergestellt. Die Förderung von Öl geht oft mit einer massiven Umweltzerstörung einher. Und auch beim Transport des Öls über Pipelines und mit Schiffen kommt es immer wieder zu folgenschweren Unfällen. Bei der Herstellung von synthetischen Fasern werden viel Energie, Chemikalien und Wasser verbraucht. Und auch die Nutzung und Entsorgung der Kleidungsstücke belastet die Umwelt. Denn Synthetikfasern sind nicht biologisch abbaubar und letztlich nichts anderes als Plastik. Bei ihrer Nutzung entstehen Mikroplastikfasern, die sich vor allem beim Waschen lösen und mit dem Abwasser in die Umwelt gelangen und dort anreichern. Je nach Faserart können das pro Waschgang bis zu 700.000 Mikrofasern sein.
Deshalb raten wir, wo immer möglich auf Kleidung aus synthetischen Fasern zu verzichten. Bei natürlichen Fasern können Sie darauf achten, dass diese aus ökologischem Anbau stammen. Kleidung aus genügsamen und robusten Pflanzen, wie zum Beispiel Hanf und Leinen, ist ebenfalls eine gute Wahl.
Eine ausführliche Beschreibung der unterschiedlichen Faserarten mit ihren Vor- und Nachteilen und öko-faire Alternativen finden Sie auch in unserem Slow Fashion Ratgeber.
Mit der Kraft der Sonne - die umweltfreundlichste Art, Wäsche zu trocknen. © Thommy Weiss / pixelio.de
Fest steht: Die Herstellung von Textilien geht immer mit einem hohen Verbrauch an Ressourcen, wie Energie und Wasser, einher. Damit hat die Kleidung, die am längsten getragen wird, am Ende auch die beste Ökobilanz. Deshalb sollte am Anfang einer jeden Kaufentscheidung die Frage stehen: Brauche ich das Teil wirklich? Werde ich lange daran Freude haben? Lässt es sich gut mit meiner bereits vorhandenen Kleidung kombinieren?
Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie beim Einkauf auf ökologisch und fair hergestellte Kleidung achten. Eine weitere Möglichkeit, die nicht nur die Umwelt, sondern auch Ihren Geldbeutel schont, ist der Griff zu Secondhandkleidung. Und die Ökobilanz eines Kleidungsstücks hört an der Ladentheke nicht auf. Danach ist entscheidend, wie oft und wie heiß Sie Ihre Kleidung waschen, welches Waschmittel Sie benutzen und ob die Kleider im Trockner oder auf der Leine trocknen.
Löcher, fehlende Knöpfe und kaputte Reißverschlüsse sind kein Grund, ein Kleidungsstück auszusortieren. Sie können es entweder selbst reparieren oder reparieren lassen. Auch bei Schuhen kann der Gang zum Schuster sinnvoll sein. Eine neue Sohle reicht manchmal schon aus, um den Schuh noch einige Jahre länger tragen zu können.
Auch durch die richtige Pflege können Sie die Lebensdauer ihrer Kleidung deutlich erhöhen. Waschen Sie Ihre Kleidung so oft wie nötig und so wenig wie möglich. Drehen Sie die Kleidung vor dem Waschen auf links und schließen Sie alle Reißverschlüsse. Die Knöpfe lassen Sie man am besten offen, sonst können sie beim Waschen ausreißen. Besonders empfindliche Teile können Sie in einem Wäschenetz schonend waschen. Beachten Sie die Pflegehinweise auf dem Etikett und wählen Sie eine möglichst niedrige Waschtemperatur. In der Regel reichen 30 Grad aus. Außerdem können Sie die Umdrehungszahl beim Schleudern auf 800 U/min reduzieren. Trocknen Sie Ihre Kleidung auf der Wäscheleine und nicht im Trockner. Das spart Energie und schont ebenfalls die Fasern. Kleidungstücke, die leicht ausleiern, nicht hängend sondern liegend trocknen lassen.
Mit Altkleidern lässt sich mittlerweile viel Geld verdienen. © Rudolpho Duba / pixelio.de
Jedes Jahr sortieren die Deutschen 1,3 Millionen Tonnen Kleidungsstücke aus. Gut die Hälfte der aussortierten Kleider werden als Secondhandware weiterverwendet. Diese im internationalen Vergleich sehr hohe Quote wird vor allem durch eine flächendeckende und kostenlose Altkleidersammlung mittels Container erzielt. Über 100.000 Altkleidercontainer sind in Deutschland aufgestellt. Das Sammelsystem finanziert sich über den Altkleiderverkauf, der einen Gewinn von etwa 700 Millionen Euro pro Jahr einfährt.
Um den stetig wachsenden Altkleiderberg hat sich ein unübersichtlicher Wirtschaftszweig entwickelt. Einrichtungen und Organisationen, die für soziale Zwecke Kleider sammeln, stehen gewerblichen Textilverwerter:innen gegenüber. Für die Verbraucher:innen ist oft nicht mehr ersichtlich, ob ihre Altkleider kostenlos an bedürftige Menschen abgegeben werden oder als Secondhandware vor allem nach Osteuropa und Afrika verkauft werden und ob der Erlös aus dem Verkauf an karitative Einrichtungen fließt oder dem Gewinn eines Wirtschaftsunternehmens zu Gute kommt.
Die Altkleider, die sich nicht mehr als Secondhandware eignen, werden teilweise zu Recyclingfasern (12 Prozent) oder Putzlampen (14 Prozent) weiterverarbeitet. Etwa 8 Prozent der Altkleider eignen sich nicht einmal mehr hierfür und werden verbrannt.
Am besten ist es, wenn Ihre aussortierten Kleidungsstücke eine:n neue:n Träger:in finden. Vielleicht freuen sich ja Freund:innen oder Nachbar:innen über diese. Inzwischen gibt es auch viele Online-Plattformen, auf denen Sie Ihre Kleider weiterverkaufen oder verschenken können. Auch Flohmärkte, Secondhandläden, Kleidertauschparties, Kleiderkammern oder soziale Kaufhäuser sind eine gute Anlaufstelle, um aussortierte Kleidungsstücke sinnvoll weiterzugeben.
Falls sich keine direkten Abnehmer:innen finden, können Sie die Kleidung auch zu einem Altkleidercontainer bringen. Achten Sie darauf, dass der Container einer gemeinnützigen Organisation gehört. Die Kleider werden zwar zum allergrößten Teil an kommerziell wirtschaftende Textilsortierbetriebe verkauft und ins Ausland exportiert. Aber der dadurch erzielte Gewinn kommt immer hin der Organisation und ihren Hilfsprojekten zugute. Wenn Sie das DZI Spendensiegel oder das Siegel FAIRwertung auf dem Container sehen, können Sie sicher sein, dass es sich bei den Betreiber:innen um eine seriöse und gemeinnützige Organisation handelt. Mindestens sollte jedoch das Logo der Organisation und eine deutsche Festnetznummer, die Sie für weitere Auskünfte anrufen können, vorhanden sein.
Wir haben umfangreiches Material zu allen unseren Themen für Sie zusammengestellt:
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