Die Zukunft
unserer Lebensmittel-
produktion
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Bis aus einer Baumwollfaser ein Kleidungsstück wird, durchläuft der Rohstoff verschiedene Verarbeitungs- und Veredelungsschritte:
Neben den hier aufgeführten Verfahren gibt es noch etliche mehr (Sanforisieren, Imprägnieren, Knitterschutz, Mottenschutz). Fast immer kommen dabei große Mengen an Chemikalien zum Einsatz, die sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt belasten.
Eine Jeans besteht zu 75 Prozent aus Baumwolle. Die restlichen 25 Prozent sind Chemikalien. © Bruno / aboutpixel.de
In der Textilproduktion und -veredelung werden etwa 7500 verschiedene Chemikalien, wie z.B. Kunstharze, Halogene und Schwermetalle, sowie rund 4000 Farbstoffe eingesetzt. Der größte Teil des Chemie-Cocktails wird während und nach der Produktion wieder aus den Stoffen herausgewaschen. Doch etwa 10 Prozent der Chemikalien verbleiben in den Kleidungsstücken.
Der Naturfaseranteil von Baumwolltextilien liegt im Durchschnitt bei etwa 75 Prozent. Die restlichen 25 Prozent sind Farbstoffe und andere Chemikalien. Diese müssen jedoch vom Hersteller nicht auf dem Etikett angegeben werden. Mit der Angabe "aus 100 Prozent Baumwolle" wird den Verbraucher:innen ein reines Naturprodukt vorgetäuscht, was von der Realität weit entfernt ist.
Viele Chemikalien, die in der Textilindustrie eingesetzt werden, sind gesundheits-schädigend. © Rolf van Melis / pixelio.de
Der größte Teil des Chemie-Cocktails, der bei der Textilproduktion zum Einsatz kommt, wird herausgewaschen bevor die Kleidung bei uns im Laden landet. Doch immerhin 10 Prozent verbleiben in unseren Kleidungsstücken, die wir täglich auf unserer Haut tragen. Um welche Stoffe es sich dabei handelt, ist für die Verbraucher:innen völlig unklar, da nach dem Textilkennzeichnungsgesetz nur Angaben zur Faserzusammensetzung des Produkts gemacht werden müssen. Im folgenden sind die gesundheitlichen Risiken einiger Stoffe, die in der Textilproduktion zum Einsatz, aufgeführt. Natürlich sind die Rückstände in unseren Kleidungsstücken relativ gering. Eine gesundheitliche Belastung kann trotzdem nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Kunstharze
Sie gehören zu den häufigsten Kontakt-Allergenen. Ausdünstungen von Kunstharzen gelten als Ursache für trockene Schleimhäute, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Als Ausgangsstoff für Kunstharze wird oft Formaldehyd verwendet (siehe unten). Es wird geschätzt, dass 90 Prozent aller konventionell hergestellten Baumwoll-Textilien mit Kunstharzen behandelt wurden. Die Harze werden eingesetzt, um die Oberfläche der Fasern zu verändern.
Azofarbstoffe
Einige Azofarbstoffe können bei Hautkontakt Krebs auslösen. In der EU dürfen Azofarben nicht mehr für Textilien verwendet werden, die direkt mit der Haut in Berührung kommen. Da die Farbstoffe billig sind, ist ihre Anwendung in der Textilindustrie jedoch weit verbeitet.
Dispersionsfarbstoffe
Zwei Drittel der 49 bekannten Farbstoffe, die zu Hauterkrankungen führen, sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung Dispersionsfarbstoffe. Ihr Einsatz ist in der EU verboten. In der Textilindustrie außerhalb der EU werden Sie jedoch häufig verwendet.
Formaldehyd
Das Gas wirkt ätzend auf der Haut und kann Allergien auslösen. 2014 wurde Formaldehyd in der EU als krebserzeugend eingestuft. Ab einer Konzentration von 0,15 Prozent in Textilien gilt die Kennzeichnungspflicht "enthält Formaldehyd". Formaldehyd wird zum Beispiel in Verbindung mit Harnstoff zur Herstellung von knitterfreien Hemden- und Blusenstoffen verwendet.
Lösungsmittel
Lösungsmittel können das zentrale Nervensystem, Leber und Nieren schädigen. Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit sind bekannte Folgen.
Halogene
Viele Halogenverbindungen sind extrem giftig. Sie reichern sich im Körper an, können Leber, Nieren sowie das Nerven- und Immunsystem schädigen und sind krebserregend. Halogene werden oft in Flammschutzmitteln eingesetzt, mit denen Kleidung ausgestattet wird.
Phthalate
Sie gehören zu den wichtigsten Industriechemikalien und kommen auch in der Textilindustrie zum Einsatz. Phthalate greifen in den Hormonhaushalt ein und stehen unter Verdacht, Unfruchtbarkeit auszulösen. Die Chemikalie ist auch als Weichmacher bekannt und kommt zum Beispiel in Aufdrucken auf T-Shirts vor.
Schwermetalle
Sie sind nicht abbaubar und wirken teilweise krebserregend und erbgutschädigend. Wegen der hohen Giftigkeit gelten strenge Grenzwerte. Ob diese in Ländern wie China und Indien eingehalten werden ist fraglich. Eine Belastung von Textilien mit Schwermetallen wird immer wieder nachgewiesen. Sie sind in Farbstoffen und Pigmenten zu finden.
Zinnorganische Verbindungen (z.B. Tributylzinn (TBT))
TBT gehört zu den giftigsten Chemikalien überhaupt. Es löst unter anderem Leber- und Nierenschäden, Unfruchtbarkeit, Immunschwäche und Stoffwechselstörungen aus. Verboten ist TBT aber bisher nur als Schiffsanstrich. In der Textilindustrie kommt sie nach wie vor zum Einsatz. In der EU sind Produkte, die mehr als 0,1 Prozent TBT und andere zinnorganische Stoffe enthalten, mittlerweile verboten.
Das Abwasser der Textilfabriken wird ungefiltert in Flüsse geleitet.
© Bernhard Huber / flickr.com
Die größte Belastung von Menschen und Umwelt findet dort statt, wo die Textilien hergestellt werden: in Ländern wie China, Indien oder Kambodscha. Die Sicherheitsauflagen in den Fabriken sind meist niedrig und deren Einhaltung wird nicht konsequent überprüft. Die Arbeiter:innen kommen mit hoch giftigen Lösungsmitteln, Farbstoffen und Schwermetallen in direkten Kontakt, die zum Aufbereiten und Färben der Fasern verwendet werden. Außerdem gelangen die Chemikalien in die Luft und in das Abwasser. Die Menschen in den Ballungsgebieten der Textilindustrie leiden unter verseuchtem Trinkwasser, schmutzigen Flüssen und Seen, schlechter Luft und belasteten Nahrungsmitteln.
Die Umweltverschmutzung durch die Textilindustrie ist keineswegs regional begrenzt. Durch Meeresströmungen, über die Atmosphäre und über die Nahrungskette verteilen sich die Chemikalien über den ganzen Globus. Sogar in der Arktis und Antarktis wurden bereits Schadstoffe aus der Textilproduktion nachgewiesen.
Außerdem belasten Chemikalien aus importierten Kleidungsstücken unsere Gewässer. Eine Studie von Greenpeace hat gezeigt: Durch das Waschen von in Asien gefertigten Kleidungsstücken werden Nonylphenolethoxylate (NPE) freigesetzt und in Flüsse, Seen und Meere eingeleitet. Dort wandeln sich NPE in die giftige und hormonell wirksame Chemikalie Nonylphenol (NP) um. In den Herstellungsländern der getesteten Textilien, wie zum Beispiel China, Thailand und Türkei, ist der Einsatz von NPE nicht geregelt. In der EU ist er hingegen verboten oder stark eingeschränkt. Allerdings gibt es keine Regelungen für den Import von NPE-haltigen Textilien. Laut Umweltbundesamt sind Import-Textilien die größte Einleitungsquelle von NPE und NP in deutsche Gewässer.
Kleidungsstücke legen teilweise 20.000 Kilometer zurück, bevor sie verkauft werden. Die Fasern von diesen Kleidungsstücken sind zu 65 % synthetische Kunstfasern, werden also aus Erdöl, Kohle oder Gas hergestellt. Auch die Produktionsstätten werden mit fossilen Brennstoffen betrieben. Zusammengenommen hat die Textilindustrie einen riesigen ökologischen Fußabdruck. Mehr als 1,2 Milliarden Tonnen CO2 werden pro Jahr ausgestoßen, mehr als internationale Flüge und Schifffahrt zusammen. Dazu kommen Unmengen an Wasser, riesiger Pestizideinsatz, giftige Chemikalien und Mikroplastik. Daher wird die Textil- und Modeindustrie inzwischen als zweitgrößter Umweltverschmutzer nach der Ölindustrie bezeichnet.
Millionen Näher:innen in Asien, Mittelamerika und Osteuropa schuften für unsere Kleidung. © Alessandro Brasile
Unsere Textilien werden zu etwa 90 Prozent in Asien, Mittelamerika, Osteuropa und Afrika hergestellt. Dort schuften in den so genannten Sweatshops Millionen Näher:innen für unsere Kleidung. Massive Verletzungen der Menschen- und Arbeitsrechte sind an der Tagesordnung.
Ein Arbeitstag dauert bis zu 15 Stunden und gearbeitet wird an sechs bis sieben Tagen in der Woche. Der Lohn in Bangladesch beträgt zwischen 30 und 60 Euro pro Monat. Dieser sichert den Menschen nicht einmal ihre Grundbedürfnisse wie ausreichend zu Essen, ein Dach über dem Kopf und Kleidung. Der Existenzlohn, um eine vierköpfige Familie zu ernähren müsste bei etwa 250 Euro im Monat liegen. Außerdem werden die Löhne oftmals erst Mitte des Folgemonats ausbezahlt und geleistete Überstunden werden nicht oder nicht korrekt abgerechnet. Atemwegserkrankungen aufgrund der schlechten Belüftung, Mangel an Schutzkleidung und Sicherheitsvorkehrungen sowie große Lärmbelastung gehören zum Arbeitsalltag vieler Näher:innen. Diese klagen über Gliederschmerzen, chronische Kopfschmerzen und nachlassende Sehkraft. Bei Krankheit müssen die Arbeiter:innen unbezahlten Urlaub nehmen.
Die unsicheren, vertragslosen Arbeitsverhältnisse und die Unterdrückung von Gewerkschaften macht es den Menschen fast unmöglich, sich gegen ihre Ausbeutung zu wehren. Besonders Frauen leiden unter psychischer und physischer Gewalt an ihrem Arbeitsplatz.
Kleidung aus Europa bedeutet leider nicht automatisch gute Arbeitsbedingungen für die Näher:innen. Menschenrechtsverstöße in Textilfabriken sind auch in der Ukraine, Serbien, Kroatien und Bulgarien keine Seltenheit. Die Näher:innen verdienen größtenteils unterhalb der Armutsschwelle in dem jeweiligen Land (weniger als 60 Prozent des Landes-Durchschnittslohnes). Um nicht in Armut zu leben, haben viele einen Zweitjob am Wochenende. Recherchen in Serbien haben gezeigt, dass die Näher:innen teilweise nicht einmal die Hälfte ihrer rechtlich zustehenden Urlaubstage nehmen dürfen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in England. Die Nachfrage nach Textilien, die in Großbritannien hergestellt werden, nimmt stetig zu. Die dortige Textilindustrie hat eine lange Tradition mit sehr gutem Ruf. Außerdem sind die Hersteller:innen in England sehr nahe am europäischen Markt und können auf die Bedürfnisse der Modefirmen noch schneller reagieren. Doch die hohen Preise für höhere Lohnkosten, Mieten und Abgaben wollen die wenigsten zahlen. Die Folgen sind unter anderem unbezahlte Überstunden, um das Produktionsziel zu erreichen und die resultierenden Löhne liegen weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn.
Nur ein Bruchteil des Geldes, das wir in Deutschland für unsere Kleidung bezahlen, landet letztlich bei den Arbeiter:innen in den Textilfabriken. Die Lohnkosten für ein 8-Euro-T-Shirt betragen nur 10 Cent. 90 Cent gehen in den Transport und die Steuern, 1 Euro betragen die Material- und Fabrikkosten, 2 Euro fließen in die Markenwerbung und 4 Euro gehen an den Einzelhandel.
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