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Sauberes Wasser - ein kostbares Geschenk der Natur © Fotolia.de
Der Verlust der biologischen Vielfalt stellt eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar. Denn mit der Zerstörung der Biodiversität nehmen die von der Natur bereitgestellten Leistungen, die so genannten Ökosystemdienstleistungen, stetig ab. Diese sind für das menschliche Leben unverzichtbar und können, wenn überhaupt, nur mit einem sehr großen technischen Aufwand und hohen Kosten ersetzt werden. Zu den Ökosystemdienstleistungen gehören zum Beispiel die Bereitstellung von Sauerstoff durch Pflanzen, die Regulierung des Nährstoffkreislaufs durch Kleinstlebewesen, wie Bakterien und Pilze, oder die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen durch Insekten. Je intakter die Selbstreinigungskräfte der Gewässer, desto einfacher und kostengünstiger ist die Gewinnung von Trinkwasser. Je größer die natürliche Bodenfruchtbarkeit, umso geringer ist der Einsatz von teuren Düngemitteln.
Wie wertvoll einzelne Arten für den Menschen sein können, zeigt sich besonders deutlich im medizinischen Bereich. Etwa 50.000 bis 70.000 Pflanzenarten werden weltweit für medizinische Zwecke verwendet. Jedes Jahr werden neue Pflanzenstoffe entdeckt, die einen medizinischen Nutzen haben.
Auch im Bereich der Landwirtschaft hat die Artenvielfalt eine große Bedeutung. Die so genannte Agrobiodiversität stellt die Grundlage für jegliche Produktion von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen dar. Die heutige Biodiversität ist das Ergebnis einer Entwicklung über Milliarden von Jahren. Dieses einzigartige Naturerbe zu bewahren, ergibt sich aus der Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen und stellt das Fundament für eine hohe Lebensqualität dar.
Die Verschmutzung von Flüssen ist nicht nur ein Problem für die Fische. Auch dem Menschen fehlt es vielerorts an sauberem Trinkwasser. © Dieter Schuetz / pixelio.de
Der Mensch ist Hauptverursacher des dramatischen Rückgangs der biologischen Vielfalt und durch das rasche Bevölkerungswachstum nimmt die Gefährdung stetig zu.
Gründe für den Verlust der Biodiversität sind:
Skifahren – Freizeitvergnügen für uns, Stress für die Natur.© Rainer Sturm / pixelio.de
Der Luchs steht heute auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Bayern an oberster Stelle. © Dieter Haug / pixelio.de
Die Roten Listen gefährdeter Arten geben die aktuelle Gefährdung einer Art und ihre Aussterbewahrscheinlichkeit an. Die Weltnaturschutzgemeinschaft International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) veröffentlicht jedes Jahr eine aktuelle Rote Liste der gefährdeten Arten weltweit. Neben dieser internationalen Roten Liste gibt es zahlreiche Rote Listen auf nationaler und regionaler Ebene. Die Rote Liste der gefährdeten Arten in Deutschland wird vom Bundesamt für Naturschutz, die Rote Liste der gefährdeten Arten in Bayern wird vom Bayerischen Landesamt für Umwelt herausgegeben.
Mittels einer Fülle von Daten ermitteln Experten die Aussterbewahrscheinlichkeit einzelner Tier- und Pflanzenarten. Dabei wird nicht nur der Rückgang von Individuen einer Art berücksichtigt, sondern auch ihre absolute Individuenanzahl, ihre Anpassungsfähigkeit an veränderte Lebensbedingungen und ihre Fortpflanzungsrate.
Trotz großer Anstrengungen und internationaler Zusammenarbeit können die Roten Listen nur ein sehr lückenhaftes Bild des tatsächlichen Artenbestandes wiedergeben. Viele der heute existierenden Arten werden aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt wurden, viele der entdeckten Arten sind noch nicht ausreichend untersucht, um sie in den Roten Listen aufnehmen zu können und manche bereits tot geglaubten Arten werden nach Jahren wiederentdeckt.
Riesenschildkröte – Lonesome George war das letzte Exemplar der Unterart Geochelone nigra abingdoni auf den Galápagos-Inseln. © Hanspeter Bolliger / pixelio.de
Natürlich kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden und die folgenden Bestandszahlen spiegeln nur eine Momentaufnahme wider. Zu den derzeit seltensten Arten zählen beispielsweise die Mandrinette (Hibiscus fragilis), eine auf der Insel Mauritius vorkommende Hibiskusart mit nur noch 46 bekannten Individuen. Hauptgrund für den Rückgang der Mandrinette ist der Chinesische Roseneibisch (Hibiscus rosa-sinensis), eine als Zierpflanze weltweit beliebte Hibiskusart.
Der Roseneibisch wurde durch den Menschen auf Mauritius eingeführt und verdrängt nach und nach die Mandrinette aus ihrem natürlichen Lebensraum.
Auch das Javanashorn (Rhinoceros sondaicus) ist mit höchstens 70 bekannten Individuen eine akut vom Aussterben bedrohte Art. Hauptgrund für die geringe Individuenanzahl ist die Jagd des Menschen auf das Horn des Tieres. Ein großer Absatzmarkt der Hörner findet sich in China. Nach dem dortigen Volksglauben haben die Hörner in zerstoßenem Zustand eine heilsame und potenzsteigernde Wirkung.
Als das wohl „einsamste“ Tier der Welt berühmt wurde "Lonesome George", die letzte bekannte Riesenschildkröte der Unterart Geochelone nigra abingdoni. Er lebte auf den Galápagos-Inseln, und starb 2012. Er wurde ca. 100 Jahre alt und etwa 90 kg schwer.
Jedes Jahr werden 6 Mio. ha Regenwald vernichtet, eine Fläche fast so groß wie Bayern. © Verena Schmitt
Dies sind nur drei der zahlreichen Beispiele von Tier- und Pflanzenarten, die innerhalb der letzten Jahrzehnte durch das rücksichtslose Verhalten des Menschen ausgerottet wurden. Die Gesamtzahl der Arten hat zwischen 1970 und 2000 um 40% abgenommen. Aktuell wird davon ausgegangen, dass weltweit pro Tag zwischen 3 und 130 Arten aussterben. Damit liegt die derzeitige Aussterberate um den Faktor 100 bis 1000 über dem natürlichen Prozess der Evolution.
Laut der internationalen Roten Liste gefährdeter Arten aus dem Jahr 2010, sind mehr als 18.000 Arten akut vom Aussterben bedroht, darunter 31% der Amphibien, 25% aller Meeresfischbestände, 23% der Säugetiere und 12% der Vögel. Neben dem Verlust der genetischen Vielfalt (Arten, Sorten und Rassen), der auch als genetische Erosion bezeichnet wird, sind auch ganze Ökosysteme vom Aussterben bedroht. Etwa 80% der karibischen Korallenriffe und 35% der weltweiten Mangrovenwälder sind bereits zerstört. Laut Schätzungen war bereits 1990 die Hälfte des tropischen Regenwaldes vernichtet. Und noch immer werden jedes Jahr etwa 6 Millionen ha Regenwald, eine Fläche fast so groß wie Bayern, gerodet.
Laut der Roten Liste der gefährdeten Tiere in Deutschland gelten im Vergleich zu zurückliegenden Bestandslisten mehr als 500 Arten als ausgestorben oder verschollen und über 5700 Arten sind in ihrem heutigen Bestand gefährdet. In der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen und Pilze in Deutschland werden knapp 4000 Arten als gefährdet eingestuft und etwa 500 Arten konnten in ihrem ehemaligen Verbreitungsgebiet nicht wieder lokalisiert werden.
Monokulturen in der Landwirtschaft gefährden die biologische Vielfalt. © Jetti Kuhlemann / pixelio.de
Hauptgrund für das Artensterben in Deutschland ist der andauernde Wandel der Landbewirtschaftung. Zum einen kommt es zu einer immer intensiveren Nutzung der Flächen mit einigen wenigen Pflanzen- und Tierarten. So nimmt beispielsweise durch den steigenden Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen der Anbau von Mais in Deutschland stark zu und verwandelt ganze Landstriche in regelrechte „Maiswüsten“. Zum anderen werden reich strukturierte extensive Nutzungsformen, wie zum Beispiel Hüteschäferei, Almbewirtschaftung und Streuwiesenmahd, aufgegeben. Mit dem Rückgang dieser traditionellen Nutzungsformen geht der Lebensraum vieler Arten der Kulturlandschaft verloren.
Schätzungen zufolge sind 80% der gefährdeten Arten in Deutschland von einer bestimmten traditionellen und extensiven Landnutzung abhängig, an die sie sich über Jahrhunderte angepasst haben. Des weiteren führen Infrastrukturprojekte, wie zum Beispiel die Ausweisung von neuen Wohngebieten und Gewerbegebieten und der Ausbau des Verkehrsnetzes zu einem immer höheren Flächenverbrauch und zu einer fortschreitenden Zerschneidung der Landschaft. In vielen Regionen Deutschlands werden zudem Ökosysteme, Tier- und Pflanzenarten durch ungeregelten Freizeit- und Erholungsbetrieb gefährdet.
Autor
Verena Schmitt
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